Singzikade in Grube Messel entdeckt

Eoplatypleura messelensis ist die bislang älteste beschriebene Zikade aus Eurasien

In der Grube Messel wurde ein außergewöhnlich gut erhaltenes Insektenfossil entdeckt: Eoplatypleura messelensis ist die erste beschriebene Singzikade aus der Fossillagerstätte und zugleich der bislang älteste bekannte Vertreter dieser Insektengruppe in Eurasien. Der Fund stammt aus den rund 47 Millionen Jahre alten Ölschiefern und stellt auch weltweit den frühesten Nachweis der zirpenden Zikaden-Unterfamilie Cicadinae dar. Das Fossil beeindruckt durch seine nahezu vollständige Erhaltung. Das Exemplar misst etwa 26,5 Millimeter in der Körperlänge und besitzt eine Flügelspannweite von 68,2 Millimetern. Die auffällig gemusterten, breit ausladenden Flügel erinnern an heutige Zikadenarten, die in Wald- und Buschlandschaften leben. Solche Muster könnten schon damals der Tarnung in einer subtropischen Umgebung gedient haben – ähnlich wie bei heutigen Arten. Charakteristisch für Eoplatypleura messelensis sind ein kompakter Kopf, unauffällige Facettenaugen und stark gebogene Vorderflügel. Auch wenn es sich bei dem Fund um ein Weibchen handelt, deuten verschiedene Merkmale darauf hin, dass die Männchen dieser Art laute Paarungsrufe erzeugen konnten – ein typisches Verhalten heutiger Singzikaden.

Obwohl die Familie Cicadidae heute mit vielen hundert Arten zu den artenreichsten Insektengruppen zählt, sind aus dem Känozoikum bislang nur wenige Fossilfunde bekannt. Die neu beschriebene Art erweitert daher nicht nur das Wissen über die Tierwelt im Eozän, sondern liefert auch neue Anhaltspunkte zur Entwicklungsgeschichte und geografischen Ausbreitung der Zikaden. Mit dem Fund wird nicht nur eine bedeutende Lücke im Fossilbericht geschlossen, sondern auch eine wertvolle Referenz für zukünftige genetische und evolutionsbiologische Studien geschaffen. Eoplatypleura messelensis bietet damit faszinierende Einblicke in die Entwicklung früher Insektenvielfalt und hilft, die Ursprünge komplexer Ökosysteme besser zu verstehen.
Zur Studie im Fachjournal „Scientific Reports“
https://www.nature.com/articles/s41598-025-94099-7